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ACHTSAMKEIT

BUDDHA

Zuweilen türmen sich Gefühle und Geisteshaltungen wie unüberwindbar und erdrückend erscheinende Berge in unserem Inneren vor uns auf. Wir beugen uns ihnen. Wir haben manchmal das Gefühl sterben zu müssen, wenn wir das nicht tun und identifizieren uns in der Folge ganz tief mit ihnen. Fortan verteidigen wir sie mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln. Wir sehen sie als unser Selbst an.

Buddha kam durch seine sorgfältigen Beobachtungen zu der tiefen Einsicht, dass es in der Natur kein Ding, kein Wesen, kein Gefühl und keinen Geisteszustand gibt, bei dem man Unveränderlichkeit, d. h. Permanenz und damit ein wirkliches Selbst, feststellen könnte. Er hatte die NICHT-SELBST-NATUR von allem was existiert entdeckt. Durch fortgesetzte Übung in der Betrachtung der NICHT-SELBST-NATUR alles existierenden konnte er die Selbstidentifikation mit seinem Körper und mit jedem seiner Gedanken, Gefühle und Geisteszustände aufgeben wann immer er es wollte. So befreite er sich von allen inneren Energien, die ihn zuvor zu im Unterbewusstsein vorbestimmten Handlungsweisen zwingen konnten. Er konnte jede Handlung unterlassen, wann immer er es wollte und jede noch so alte und fest etablierte Gewohnheiten brechen, wann immer es ihm geboten schien.

Diese inneren Energien werden durch Wahrnehmungen angeregt und durch die sich anbindenden Assoziationen (Assoziation ist eine Grundfunktion unseres Geistes) zuweilen soweit entfesselt, dass wir die Fähigkeit verlieren, sie wieder in geordnete Bahnen zu lenken, bevor sie uns dazu zwingen impulsiv zu handeln. Dabei werden wir oft von Angst regiert. Oft schaden wir uns in diesem Zustand. Angst ist eine der schwer lenkbaren Energien, die unter gewissen Umständen aus unseren Tiefen aufsteigt. Sie kann negative Folgen für uns haben, wie z. B. Spannungszustände, Schweißausbrüche, eine aufgeregte Atmung oder gar Luftnot (Bronchospasmus), Fehlentscheidungen, Aggression, Ohnmacht und vieles mehr.

In unserem Unterbewusstsein liegen viele Keime schwer lenkbarer Energien verborgen. Manchmal sind sie wie gefährliche Vipern, die sich im Sand eingraben und mit unermüdlicher Geduld warten, bis ihre Gelegenheit gekommen  ist. Dann stoßen sie blitzschnell zu. Menschen, die diese Situation durchleben müssen, sind wahre Opfer. Sie wussten bis zu diesem Zeitpunkt oft noch nicht, welche Gefahren in ihren Tiefen verborgen liegen. Mit diesem Wissen ausgestattet, können wir diesen Menschen leicht verzeihen, wenn sie einmal in diese Situation geraten sind. Sie waren tatsächlich in eine Art tiefes dunkles Loch gefallen. Wir haben nun die Gelegenheit ihnen unsere helfende Hand anzubieten.

Die mit inneren Energien verbundene Zwanghaftigkeit ist ebenso vorhanden, wenn unser Geist mit angenehmen Objekten in Kontakt kommt. Daher können uns auch die angenehmen Objekte unseres Geistes in große Schwierigkeiten bringen. Wir brauchen sehr viel Übung, um die damit verbundene Tücke erkennen, diesen Energien den Nährboden entziehen und uns so vor ihnen schützen zu können.

Die Stärke der entfesselten Energie ist vom Bezugsobjekt, mit dem wir uns identifizieren, abhängig. Unsere meditative Arbeit ist darum in Abhängigkeit vom Bezugsobjekt unterschiedlich schwierig. Es ist von Vorteil die meditative Arbeit zunächst mit Bezugsobjekten zu beginnen, die nicht ein Höchstmaß an schwierig zu leitenden Energien in uns freisetzen
(ÜBUNGSWEG). Haben wir unsere eigene wahre Natur und die des Bezugsobjektes durchdrungen, dann können wir den in uns aufgestiegenen Energieberg mit unserer Achtsamkeit begleiten und ihn allmählich transformieren. Danach haben wir nicht mehr den Eindruck irgendetwas erreicht zu haben oder noch große Mühen aufwenden zu müssen, um die Entstehung dieses Energieberges in unserem Geist unmittelbar nach dem Erscheinen seiner ersten Anzeichen zu erkennen, sein Anwachsen zum Stillstand zu bringen, entstandenes wieder zum Schwinden zu bringen und eine wohltuende von Freude begleitete Ruhe in uns zu entfalten.

Wir können nun anders, neu, friedlicher und damit verantwortungsvoller als vorher auf das einst für uns gefährliche Bezugsobjekt reagieren, wenn wir erneut mit ihm in Kontakt kommen. Mit jedem Energieberg, den wir in uns transformieren, integrieren wir in uns einen weiteren kleinen Teil der Buddha-Qualität.

Solange wir uns nicht wie Buddha in der sorgfältigen Beobachtung von Körper, Gefühlen, Geisteszuständen und Wahrnehmungen üben und nach und nach mehr und mehr Handlungsfreiheiten erlangen, solange wird Buddha selbst wie ein mächtiger, unergründlicher, übermenschlicher Berg vor unseren Augen erscheinen. Dabei hatte Buddha die Möglichkeiten seines Menschseins „nur“ bis zu einem Maximum entwickelt. Im Zuge unserer persönlichen Übung können wir diese Zusammenhänge erfassen und tief verstehen.

Eine angemessene Sitzhaltung und andere äußerlich erkennbare Übungsformen fördern diesen langen Entwicklungsprozess. Sie dürfen jedoch nicht mit Buddhaschaft verwechselt werden. In dieser Hinsicht ist es hier wie im Sport. Die Trainingsmethoden fördern die Entwicklung, repräsentieren jedoch nicht den Erfolg oder gar den Meistertitel.

Die Verwirklichung Buddhas und die damit für ihn verbundenen Freiheiten waren umfangreicher
als die Freiheiten, die die Mitglieder unserer Gemeinschaft regelmäßig erlangen werden. Aber auch diese Freiheiten werden heute noch von vielen Menschen als unerreichbar und übermenschlich angesehen (siehe ÜBUNGSWEG). Es handelt sich dabei dennoch um in uns Menschen bereits angelegte geistige Fähigkeiten, die jeder Mensch auf diesem Übungsweg in sich zur Entfaltung bringen kann. Selbst die Verwirklichung der Buddhaschaft steht bei A-M-G grundsätzlich jedem offen.

Wenn es sich je nach Übungsstand anfangs auch noch um eine anstrengende und herausfordernde Übung handelt, so führt diese Übung dennoch schrittweise sogar zu Freude, denn die Befreiung von Handlungszwängen ist immer von einem entspannteren Leben und mehr Lebensfreude begleitet. Dabei motiviert jeder noch so kleine Erfolg tatsächlich zu weiteren Anstrengungen. Daraus erwächst Schritt für Schritt ein wahrer Sportsgeist.

Die Übung ist also der Anstrengung wert. Nach Überwindung der Anfangsschwierigkeiten entlastet sie Geist und Körper von unnötigen Spannungszuständen und unterstützt so beide in allen Lebenssituationen bei der Bewältigung ihrer schwierigen Aufgaben. Die in dieser Disziplin einmal erworbenen Fähigkeiten haben gute Chancen auch bei nachlassender physischer Kondition und im zunehmenden Alter erhalten zu bleiben. Wir haben gute Chancen, dass sie uns bis zu unserem letzten Atemzug zur Seite stehen werden, wenn wir in der Übung bleiben.

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