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ACHTSAMKEIT

ZÖLIBAT

Drei Beispiele für Gemeinschaften in Deutschland, die verschiedenen Traditionen angehören und im Zölibat leben.

Kloster Gnadenthal
http://www.jesus-bruderschaft.de/
(evangelische Kirche)


Abtei Königsmünster Meschede
http://www.koenigsmuenster.de/
(katholische Kirche)


European Institute of applied Buddhism
https://www.eiab.eu/

(Thich Nath Hanh)

Viele Menschen glauben, das Zölibat sei Mönchen und Nonnen vorbehalten. Diesen Anspruch erheben Mönche und Nonnen jedoch nicht. Ich verbrachte mehrere Gastaufenthalte in Klöstern verschiedener Traditionen. Einmal gestand ich einem hochrangigen Mönch ein, dass ich schon seit Jahren zölibatär lebe. Er antwortete mir einfach nur freundlich und gelassen: „Das ist gut." Er fragte nicht nach meinen Gründen für meine Entscheidung. Die Gründe für das Zölibat mögen sich im monastischen Bereich durchaus von den von mir weiter unten angegebenen Gründen unterscheiden.

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie unmenschlich ich das Zölibat fand, als ich im Alter von ca. 15 Jahren einmal über das Zölibat nachdachte. Ich war von romantischen Vorstellungen und Wünschen hinsichtlich der Beziehung Mann/Frau/Familie völlig überschwemmt. Solange wir diesen hochgradig emotionalen Zustand nicht wenigstens für eine kurze Zeit verlassen können und mit dem Zölibat in Berührung kommen, solange sind wir zu unserem aller größten Nachteil zunächst nicht in der Lage den weiter unten dargelegten im Grunde sehr einfachen Zusammenhang und die für uns alle aus dem Zölibat erwachsenden Vorteile zu erkennen.

Die grundlegende Fähigkeit zur Realisierung des Zölibats ist in den Tiefen unseres Geistes bereits vorhanden. Durch ein entsprechendes Geistestraining können wir sie zur Entfaltung bringen. Dass wir die Realisierung des Zölibats zunächst für unmöglich halten, liegt unter anderem auch daran, dass wir daran gewöhnt sind die angenehmen und einfach zugänglichen Gefühle möglichst oft und intensiv zu
reproduzieren. Daraus entsteht zusätzlich zu allen anderen Faktoren eine Gewohnheitsenergie, die uns zwingt, die Gewohnheit zu wiederholen und weiter zu verstärken.

Zunächst erscheint es uns Erwachsenen unmöglich sexuelles Begehren auflösen zu können. In Anbetracht der mit Sexualität verbundenen schönen Gefühle und in Anbetracht der wohl jeden in den Bann schlagenden Präsenz von Kindern, um nur zwei Aspekte herauszugreifen, sind wir auch gar nicht an der Auflösung von sexuellem Begehren interessiert. Aber eben genau in diesen sehr ansprechenden Seiten der Sexualität liegt eine große Tücke, denn sie verstellen uns den Blick auf viele mit der Sexualität verbundene unangenehme bis hin zu geradezu selbstzerstörerische Realitäten.

Wenn wir sexuelles Begehren auflösen wollen, müssen wir viele wichtige Schritte tun. Danach wird die Auflösung von sexuellem Begehren für uns so leicht wie das Gehen in der Fußgängerzone. So wie heute für uns Erwachsene die Gefahr beim Gehen zu fallen nur noch dann besteht, wenn wir unachtsam sind, so besteht auch nach der gründlichen Ausbildung in der Auflösung von Begehren (siehe „ÜBUNGSWEG“) die Gefahr, dass wir uns noch einmal sexuell betätigen nur noch dann, wenn wir unachtsam sind. Dabei ist die einzige Willenskraft, die wir zur Erreichung dieses schönen Ergebnisses benötigen, der tiefe Wunsch herausfinden zu wollen, ob wir die Auflösung der Formen der schädlichen Begehren auf dem Weg der Meditation und Achtsamkeit realisieren können. Alles andere ergibt sich daraus. Wir investieren unsere Energie dann ausschließlich in Meditation und Achtsamkeit. Nicht Kraftmeierei, sondern Intelligenz, Scharfsinn, Begeisterung und Ausdauer sowie der Mut den eigenen Unvollkommenheiten immer wieder aufs Neue ins Auge zu sehen sind dazu erforderlich.


Im Zuge eines anspruchsvollen Geistestrainings lernen wir uns zunächst selbst immer genauer kennen. Nach langer Übung erkennen wir schließlich sofort, wenn Begehren auch nur in seinen schwachen Anfängen in unserem Geist aufscheint, und können es mit einem legeren Lächeln begrüßen. Unser Begehren verliert angesichts unserer gut ausgebildeten Achtsamkeit sehr schnell wieder seine Energie und verschwindet einfach. Was uns vorher unmöglich erschien, nämlich selbst noch die Auflösung des sexuellen Begehrens zu realisieren, wird so für uns zu einem täglichen heiteren Spiel. Wir können dieses schöne Ergebnis nicht erreichen, indem wir pure Willenskraft einsetzen, um das aufsteigende Begehren damit zu verdrängen. Wir können dieses schöne Ergebnis auch nicht erreichen, indem wir einfach zu Verhütungsmitteln greifen. Verhütungsmittel haben zudem den Nachteil, dass sie Menschen, die nicht über genügend Geld verfügen, auch nicht zugänglich sind. Das große Problem der Überbevölkerung, vor dem wir heute stehen, lässt sich mit Verhütungsmitteln nicht lösen. Mit der Realisierung des Zölibats wird die Auflösung des sexuellen Begehrens jedoch für alle Menschen zugänglich und zu einem positiven Erlebnis.

Wenn unsere Achtsamkeit im Augenblick des Aufsteigens von sexuellem Begehren noch nicht stabil genug ist, um dessen anwachsende Energie zum Stoppen und Schwinden zu bringen, dann folgen wir im Bewusstsein unserer Schwäche noch einmal unserem Begehren. Wir versäumen es jedoch nie uns direkt anschließend in aller Ruhe niederzusetzen und unsere Achtsamkeit neu zu etablieren. Wir analysieren die Situation, in der wir gescheitert waren, genau und stellen so unseren Geist und unsere Achtsamkeit schrittweise auf eine immer breitere, stabilere Basis. Diese Vorgehensweise ist eine von vielen wichtigen Methoden, die ihren Beitrag zum Erfolg auf dem Weg zur Auflösung von Begehren leisten. Wir entwickeln diese Methoden und setzen sie immer wieder und mit immer größerem Erfolg ein, bis unsere aufsteigenden Begehren (eine Form nach der anderen) eines Tages von selbst ihre Kraft wieder verlieren, sobald wir unsere Achtsamkeit auf sie richten. Von unserem ersten Erfolg an, den wir auf diesem Weg erzielen, werden wir große Fortschritte machen und uns mit Neugier und ermutigt der nächsten Form unseres Begehrens widmen, bis wir uns eines Tages an der Auflösung des sexuellen Begehrens mit Erfolg üben können. Wir werden mit der Zeit immer öfter von Heiterkeit und Freude erfüllt sein, weil wir nun immer öfter dazu in der Lage sind unsere inneren, ein Eigenleben führenden Impulse mühelos in die Richtung zu lenken, die wir wünschen.

So wie wir die Möglichkeit und das Recht haben uns zu reproduzieren, so haben wir auch auf ganz natürliche Weise die Möglichkeit und das Recht die Reproduktion einfach auszulassen. Die Natur hat beide Möglichkeiten in uns angelegt, sowohl den Weg des Anheizens von Begehren als auch den Weg des Auflösens von Begehren. Wer geboren wird, der befindet sich zunächst automatisch auf dem Pfad des Anheizens von Begehren (wir wollen mehr, immer mehr). Bis heute sind wir diesem Automatismus unkritisch gefolgt. Heute erkennen wir jedoch die katastrophalen Folgen, die daraus für uns entstanden sind, wie z. B. die vielen gesundheitlichen Schäden durch falschen Konsum oder die Überbevölkerung der Erde mit all ihren schweren Folgen für uns und unsere Kinder. Heute können wir diese Situation überdenken. Heute können wir die Tücke, die in manchem Angenehmen und Schönen liegen kann, erkennen und den Formen des Begehrens, die uns zerstören, wenn wir sie nicht bemeistern, auf geschickte und friedvolle Weise die Energie entziehen. Sie laufen dann einfach ins Leere. Darin liegt, wie der erfolgreich Übende feststellen wird, ein ganz neuer Genuss.

Ganz gleich, welche Motive die verschiedenen spirituellen Traditionen mit dem Zölibat verbinden, wir können das Zölibat nutzen, um unser weltliches Leben in gesündere und friedlichere Bahnen zu lenken. Wir können das Zölibat ins Zentrum unserer Achtsamkeit stellen und bis zur Perfektion entwickeln. Geeignet ist das Zölibat für jede Person. Die Realisierung des Zölibats beinhaltet nichts Übermenschliches. Das Zölibat hat sich sogar als sehr menschlich erwiesen, etwas, worin man sich sehr wohl fühlen kann. Wir können es begrüßen, wenn sich auch Menschen aus dem bürgerlichen Leben für das Zölibat entscheiden. Wir profitieren alle davon.

Die Gesellschaft mit einer friedlichen Zukunft bietet ihren Kindern bewusst die freie Wahl sich für die Fortpflanzung oder für das Zölibat zu entscheiden. Wir können auch in dieser Hinsicht alles für unsere Kinder tun, damit sie sich optimal entwickeln können. Wenn sich Kinder für das Zölibat entscheiden, werden sie schnell erkennen, dass dies aus vielerlei Sicht zunächst kein leichtes Unterfangen ist und ihren Eltern mit noch mehr Verständnis begegnen als je zuvor. Sie erkennen auf dem Übungsweg auch sehr deutlich, wieviel Gutes Eltern im Laufe ihres Lebens für ihre Kinder tun. Es ist wichtig für uns und unsere Kinder, dass sie mit uns und wir mit ihnen in Harmonie leben können. Genauso wichtig ist es, dass wir und unsere Kinder mit allem was da um uns herum existiert in Harmonie leben können.

Eine weitere starke Motivation dafür, dass wir nach einer möglichst engen (sexuellen) Partnerschaft streben, liegt in unserem Empfinden isoliert in der Welt zu stehen. Je mehr wir jedoch die Nicht-Selbst-Natur von uns und allem was uns umgibt erkennen, je mehr schwindet auch die Idee isoliert in der Welt zu stehen. Die Meditation in der Betrachtung der Nicht-Selbst-Natur bildet daher eine weitere entscheidende und wohltuende Methode auf dem Weg zur Realisierung des Zölibats, weil sie uns von einer der vielen starken psychologischen Fesseln befreit, die uns an die Reproduktion binden. Es ist gut, wenn wir diese Fessel ablegen können, denn sie gründet sich auf der falschen Wahrnehmung, dass wir isoliert in der Welt stehen würden. Nichts in der Welt steht isoliert da. Alles ist daher auch voneinander abhängig. Mit der Übung in der Betrachtung der Nicht-Selbst-Natur von allem, was da existiert, erreichen wir auch, dass wir uns alle mehr und mehr als Brüder und Schwestern anerkennen können und uns immer mehr gegenseitig unterstützen, statt uns gegenseitig zu gefährden. Wir erkennen mehr und mehr, dass wir Teil eines universellen Ganzen sind, dem man nichts hinzufügen kann und aus dem man auch nichts entfernen kann. Alle Lebensformen, die in diesem universellen Ganzen bereits manifest sind oder gerade aus ihm heraus manifest werden, müssen wieder gänzlich in ihre Bestandteile zerfallen. Diese Bestandteile verbleiben dabei im universellen Ganzen. Anschließend entstehen aus den Bestandteilen der vorherigen Lebensformen in immer wieder neuer Kombination bunt gemischt neue Lebensformen, die wieder zerfallen müssen. Wir können nach langer Übung in der Betrachtung der Nicht-Selbst-Natur selbst noch die Bäume und Blumen um uns herum als unsere Brüder und Schwestern anerkennen, nicht nur jeden anderen Menschen, der uns begegnet. Wir können uns mit dieser Übung die Perspektive eröffnen Leiden in vielfältiger Form von uns abzuwenden.

Wir können es.

Welche Motive können zu dem Wunsch führen das Zölibat realisieren zu wollen?
Es kann sein, dass jemand:


im Zuge eines vertieften Geistestrainings herausfinden will, ob er oder sie das Zölibat tatsächlich realisieren kann.


die Leidenssituation, in der wir Menschen uns schon immer befanden, erkennt und nach Möglichkeiten sucht sie auf positive Weise zu beenden (Leidenssituation des Menschen: siehe unten).


das Zölibat als sehr friedvolles Mittel zur Abwendung der Überbevölkerung der Erde in gesellschaftlicher Harmonie erkennt (siehe Info 1).


die Erkenntnisse der modernen Weltraumforschung über den Lebenszyklus von Sonne und Erde anerkennt und seine Nachkommen vor den daraus für sie erwachsenden schweren Konsequenzen bewahren will (siehe Info 2).

Info 1

(Stand: Dez. 2017)

Vor nur 500 Jahren waren wir noch 400 Millionen Menschen auf der Erde. Im Jahr 2017 sind wir bereits 7,6 Milliarden Menschen. Jede Woche zählen wir mehr als 1 Million zusätzliche Erdenbürger. Seit 1950 hat sich die Erdbevölkerung (in nur knapp 70 Jahren) mehr als verdoppelt. Schon im Jahr 2050 sollen wir 10 Milliarden Menschen auf unserer kleinen Erde sein. Demgegenüber gibt es Expertenmeinungen, nach denen die Erde auf Dauer maximal 1 Milliarde Menschen verkraftet. Demnach ist die Erde heute schon etwa 7-fach überbevölkert.
 

Welche Folgen haben die bereits vorhandene große Erdbevölkerung und das fortschreitende Wachstum unserer Erdbevölkerung für unseren Planeten Erde?


Die einfachste Folge ist, dass der Erdbevölkerung jede Woche die Fläche einer Stadt von der Größe wie Köln für die landwirtschaftliche Produktion verloren geht. Hinzu kommen das Müllaufkommen, die Umweltverschmutzung und die Umweltzerstörung (aufgrund von Abholzungen, Bergbautätigkeit usw.), die durch den Konsum der Bewohner eine Stadt von der Größe wie Köln entstehen. Darüber hinaus braucht die ständig wachsende Erdbevölkerung mit einer immer atemberaubenderen Geschwindigkeit die restlichen, noch verbliebenen lebensnotwendigen Ressourcen auf (Mineralien, Erze, Wasser, Erdöl, Fischbestände in den Ozeanen usw.).

Tatsächlich hat die Erde bereits einen besorgniserregenden Zustand erreicht (siehe unter DOKUMENTARFILME: „Home"
und unter „VORTRÄGE“).

Die Rohstofflagerstätten für Phosphor und Stickstoff
– Elemente, aus denen wir bis heute noch Dünger für unsere Felder herstellen – werden in 30 Jahren ausgebeutet sein. Womit werden wir dann unsere Felder düngen? Zusätzlich steht uns aufgrund des Klimawandels ein enormer Verlust an landwirtschaftlich nutzbaren Flächen bevor. Zonen, in denen es bisher gerade noch genug regnete, um noch Landwirtschaft betreiben zu können, verwüsten zunehmend. Zonen, in denen es bisher schon reichlich regnete, werden in Zukunft unter zerstörerischen Überschwemmungen leiden.

Unsere Erdölvorräte werden aufgrund des ständig wachsenden Verbrauchs (mehr und mehr Verbraucher) in weniger als 30 Jahren zur Neige gehen. Aus Erdöl werden neben Benzin jedoch auch Medikamente, Kunststoffe, Kunstfasern und vieles mehr hergestellt.

Die Hochseefischerei wird in nur 30 Jahren eingestellt werden müssen, weil es keine Fische mehr in den Ozeanen geben wird. Die Bestände von 15 % aller Fischarten stehen heute schon vor dem völligen Zusammenbruch. 80 % der Fischarten werden bis an die biologisch verkraftbare Grenze oder schon darüber hinaus ausgebeutet. Von den 1950-er Jahren bis heute hat sich die Fangmenge verfünffacht, während sich die Masse der Fische in den Meeren halbiert hat. 30 % der Erdbevölkerung hängt vom Fischfang ab (siehe unter DOKUMENTARFILME: „Der letzte Fisch - Unsere Meere am Scheideweg“).

Epidemien breiten sich aufgrund der zunehmenden Bevölkerungsdichte immer leichter aus. Auch die Gefahr von Pandemien nimmt aufgrund des superschnellen und ständig wachsenden, die Erde umspannenden Personentransports immer mehr zu.


Info 2

(Stand: Dez. 2017)

Die moderne Weltraumforschung hat herausgefunden, dass die Erde durch die immer stärker werdende Sonnenaktivität zunächst unbewohnbar werden wird (siehe unter  DOKUMENTARFILME: „Der Untergang des Planeten Erde Teile 1 bis 4"). Später wird die Erde durch die enormen Veränderungen im Universum und die dort wirkenden gewaltigen Kräfte schließlich wieder völlig zerstört werden (siehe unter  DOKUMENTARFILME: „Nacht der Sterne - die Milchstraße").

Die Leidenssituation aller Menschen besteht unter anderem auch darin, dass das Leben nicht nur durch die sehr begrüßte Geburt eines Kindes, sondern ebenso durch weniger geschätzte Aspekte wie „Krankheit, Alter, Gebrechlichkeit und Tod“ gekennzeichnet ist. Darüber hinaus sind wir, so wie viele Lebewesen, gezwungen andere Lebewesen zu töten und zu verzehren, um selbst leben zu können, was unserem Bedürfnis nach einem Leben in Harmonie mit anderen Lebewesen entgegensteht. Damit nicht genug. Wir dienen auch selbst wieder als Nahrung für die Mitglieder anderer Spezies, wie z. B. Bakterien, Viren, Humanmykosen oder Kleinlebewesen wie Zecken, Läusen, Stechmücken usw. Unsere Vorstellung unantastbar am Ende einer Nahrungskette zu stehen ist unrealistisch. Unsere Stellung im universellen Daseinsprozess sieht anders aus.

Unsere Leidenssituation drückt sich auch noch auf anderen Ebenen aus. Professor Jared Diamond der Universität von Kalifornien beschreibt in dem unten angeführten Dokumentarfilm das beeindruckende Beispiel einer Zivilisation, die aufgrund ihrer Unfähigkeit den Wert des Zölibats zu erkennen auf dem Weg der Überbevölkerung zunächst ihren Lebensraum zerstört und anschließend sich selbst auf höchst zynische Weise ausgelöscht hat.

Da dieser Dokumentarfilm (YouTube) leider nur in französischer Sprache verfügbar ist, habe ich euch die relevanten Abschnitte ins Deutsche übersetzt.

Professor Jared Diamond von der Universität von Kalifornien berichtet uns in diesem Dokumentarfilm über die Osterinsel (1:42 bis 4:20):

„Die Osterinsel ist eines der besten Beispiele für eine Gesellschaft, die sich selbst zerstört hat. Die Osterinsel ist das isolierteste bewohnbare Stück Land auf der Erde. Die Insel liegt etwa 4000 km westlich von der Chilenischen Küste entfernt und wurde um 800 n. Chr. von Polynesiern besiedelt. Sie ist für ihre gewaltigen Megalithen mit Einzelgewichten von bis zu 80 Tonnen bekannt, die von den Inselbewohnern aufgestellt und später wieder niedergerissen wurden. Man hat sich lange gefragt, wie sie in der Lage gewesen waren diese enormen Statuen ohne technische Hilfsmittel aufzustellen, auf einer Insel, auf der es keine Bäume gibt und nichts, womit man Seile herstellen könnte. Und warum hatten sie diese Statuen wieder niedergerissen? Die letzten Jahrzehnte archäologischer Studien haben das Rätsel nun gelöst. Es zeigt sich, dass die Osterinsel zum Zeitpunkt der Ankunft der Polynesier nicht so wie heute vollständig von Wiesen bedeckt war. Es gab dort Wälder, insbesondre die weltweit größten Palmen. Die neuen Inselbewohner begannen die Bäume für ihren täglichen Bedarf zu fällen (Gewinnung von Ackerflächen, Hausbau, Transport von Statuen, Bootsbau, Feuer zum Kochen etc.). Sie fuhren mit dem Fällen der Bäume fort, bis gegen 1600 n. Chr. der letzte Baum auf der Insel gefällt war. Von da an verfügten sie weder über Holz noch über Seile, um mit deren Hilfe noch Statuen aufstellen zu können. Es gab keinen Wald mehr, der die Bodenerosion verhinderte und sie konnten auch nicht mehr mit Booten aufs Meer hinausfahren um Tunfische zu fangen. Die Gesellschaft der Osterinsel fand sich nun zerrissen in endlosen Kriegen zwischen unterschiedlichen Klans wieder, die die Statuen ihrer Feinde zerstörten. Da es nun keine Boote mehr gab, waren die einzigen großen Tiere, von denen sie sich ernähren konnten, Menschen. So ging deren Gesellschaft im Kannibalismus unter. Zu dieser Zeit war unter den Inselbewohnern die schlimmste Beleidigung, wenn jemand sagte: „Ich habe das Fleisch deiner Mutter zwischen meinen Zähnen." Die Metapher ist unmissverständlich. Die Osterinsel lag isoliert mitten im Pazifischen Ozean. Nachdem die Inselbewohner alles niedergemacht und ihre Umwelt zerstört hatten, verfügten sie über keine Rückzugsmöglichkeit mehr. Sie konnten nirgendwohin flüchten und keine Freunde zur Hilfe rufen. Wenn wir in gleicher Weise unsere Erde zerstören, die im Weltall isoliert ihre Bahnen zieht, dann haben wir keinen anderen Planeten, der uns zur Hilfe kommen könnte und keine andere Galaxie zu der wir Zuflucht nehmen könnten. Der Niedergang der Gesellschaft der Osterinsel ist möglicherweise die Metapher für das, was die Erdbevölkerung erwartet."

Professor Jared Diamond sagt weiter (43:52 bis 44:50):

„Die Osterinsel: Eines Tages hat jemand den letzten Baum der Insel gefällt. Aber was haben die Inselbewohner in diesem Augenblick gedacht? Man kann sich vorstellen, dass sich der Verantwortliche der großen Dummheit seines Handelns bewusst gewesen sein muss. Bäume waren ihre Überlebensbasis, weil sie Holz für ihre Boote brauchten. Ich habe mit meinen Studenten an der Universität von Kalifornien darüber nachgedacht, wie diese Person argumentiert haben kann. Sie sagte vielleicht: „Das Wichtigste sind die Arbeitsplätze, nicht die Bäume. Wollt ihr, dass der Holzfäller arbeitslos ist?" oder auch „Es gibt überhaupt keinen Grund sich Sorgen zu machen. Die Technik wird unser Problem lösen, indem sie einen Ersatz für Holz findet." Wenn dieser Mann ein Amerikaner gewesen wäre, hätte er gesagt; „Das ist mein Privatgrundstück. Ich mache hier was ich will. Die Regierung soll mich gefälligst in Ruhe lassen."

Video bitte direkt bei YouTube aufrufen!

A-M-G:
Unsere laut ausgerufenen Motive, Kinder und damit Menschen zu lieben sowie mit unserem Reproduktionsverhalten dafür sorgen zu wollen, dass es weitergeht und die Menschheit erhalten bleibt, werden durch das reale Verhalten der Zivilisation der Osterinsel in ein sehr fragwürdiges Licht gerückt. Was macht uns so sicher, dass wir nicht in gleichermaßen menschenverachtende Verhaltensweisen verfallen werden, wenn für uns die „Zeiten des zunehmenden Mangels“ anbrechen? Wir sollten es uns ganz bewusstmachen: Die „Zeiten des zunehmenden Mangels“ werden für uns voraussichtlich in weniger als nur 30 Jahren anbrechen.

Das Beispiel der Zivilisation der Osterinsel gibt uns einen Eindruck davon, in welche Situation wir geraten können, wenn wir dem freiwillig gewählten Zölibat und einer in diesem Sinne sexuell pluralistischen Gesellschaft keine Chance geben wollen, wenn wir deren Entstehung nicht unterstützen wollen.

Wir können es vermeiden in einem Fatalismus zu leben, der zwar die aufkommende bedrohliche Situation erkennt, aber in Depression verfallen einfach so weitermacht wie bisher. Ebenso können wir es vermeiden die Bemühungen auszulassen, die notwendig sind, damit wir die Realitäten umfassend erkennen können. Im tiefen Wunsch nach „nur Angenehmem“ und im guten Glauben daran, dass alles schon gut werden wird, sind wir sehr gefährdet, diese Bemühungen auszulassen. Wenn wir diese beiden Extreme nicht vermeiden, gefährden wir uns und unsere Kinder.
 
„Spielräume nutzen“
Das freiwillige Zölibat vermeidet die beiden oben herausgearbeiteten Extreme. Dafür gibt es uns einerseits die volle Entscheidungsfreiheit über Fortpflanzung oder nicht Fortpflanzung und bietet andererseits eine wahre Perspektive für die ganze Gesellschaft, weil es Spielräume für sie öffnet. Denn wer im frei gewählten Zölibat lebt, überlässt allen anderen Menschen den Raum, den sie/er für ihre/seine eigenen ungeborenen Kinder nicht mehr zum Leben benötigt. So gewinnen wir Raum für jene Menschen, die sich noch nicht für das Zölibat entscheiden möchten und Kinder in die Welt bringen. Das ist eine wirklich friedliche und harmonische Lösung für die ganze Gesellschaft. Daraus erwächst auch für Menschen, die im Zölibat leben, ein Gefühl der Verbundenheit mit der Gesellschaft als Ganzes. Darüber hinaus erleben sie eine große Harmonie zwischen sich und ihren nicht geborenen Kindern, die sie in Sicherheit vor der Leidenssituation des Lebens wissen. Mit dem Zölibat können wir für uns Spielräume öffnen und nutzen, die die Natur uns allen mit auf den Weg gegeben hat. Mit der Einführung des sexuellen Pluralismus auf breiter Basis überführen wir die Kompetenz „Zölibat“, über die heute noch nur wenige Menschen verfügen, Schritt für Schritt in das geistige und psychische Eigentum unserer Gesellschaft. Es wird eine bisher nie gekannte geistig-psychische Bereicherung unserer Gesellschaft sein, die es uns erlauben wird unsere Zukunft nachhaltig friedlicher und liebevoller zu gestalten, als uns das heute möglich ist. Dieses schöne Ergebnis können wir nicht durch eine fortgesetzte rein materielle Bereicherung erreichen. Mit einem sexuellen Pluralismus der das Zölibat genauso zu einem festen und anerkannten Bestandteil unserer Kultur werden lässt, wie die sexuelle Betätigung fester und anerkannter Bestandteil unserer Kultur ist, können wir unser Problem der drohenden Überbevölkerung unseres schönen Planeten Erde auf sehr liebevolle Weise lösen.

Darüber hinaus lassen uns unsere neu erworbenen Fähigkeiten immer wieder schmunzeln und bringen uns zusätzliche Freude und Gesundheit. Z. B. können wir mit unseren neu erworbenen Fähigkeiten innere Impulse, die uns einst immer wieder überwältigten, wann immer sie es wollten, nun mit Leichtigkeit und einem Lächeln im Gesicht auflösen, wann immer wir es wollen. Z. B. wird es auch keinen inneren Impuls mehr geben, der uns noch länger dazu zwingen könnte eine Ernährung aufrecht zu erhalten mit der wir unseren Körper schädigen.


Jeder Mensch muss für sich selbst entscheiden, ob dieser Weg der bessere Weg ist.

Wer Kinder haben möchte, muss wegen der drohenden Überbevölkerung unseres Planeten fortan sehr daran interessiert sein, dass es gleichzeitig eine zunehmende Anzahl von Menschen gibt, die sich für das Zölibat entscheiden. Es ist geradezu vital für sie/ihn.

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